Darmerkrankungen
Der Darm ist ein Wunderwerk unseres Körpers. Obwohl es viele verschiedene Abschnitte mit höchst unterschiedlichen Aufgaben gibt, sprechen wir oft nur von „dem Darm“. Mit seinen 5-8m Länge und den über 30 Quadratmetern Oberfläche, übernimmt er nicht nur wichtige Funktionen sondern hat sich zu einem der wichtigsten Organe überhaupt entwickelt. Würde man auch die Ausstülpungen (Zotten u.a.) noch auffalten, vergrößert sich die Oberfläche sogar auf 300-500 Quadratmeter (das entspricht in etwa der Flügelfläche eine Jumbojets 747). In unserem Darm leben ca. 100 Billionen Bakterien, bestehend aus vermutlich 300 bis über 1000 verschiedenen Arten. Ein Ungleichgewicht an dieser Stelle, kann weitreichende und verheerende Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben, die weit über den Darm hinausgehen. Heute weiß man, dass unser Darm mitsamt seinen Mikroorganismen und Botenstoffen das wichtigste Organ des Immunsystems ist und eine Fülle von lebensnotwendigen Aufgaben und Vorgängen steuert.
Die Darm-Hirn-Achse
Seit einigen Jahren ist auch die sogenannte Darm-Hirn-Achse bekannt geworden. Eine ständige Verbindung des Darms mit dem Gehirn und umgekehrt. Dabei dienen Nervenfasern, Botenstoffe und die Kurzkettigen Fettsäuren (die vor allem von Bakterien produziert werden) als Informationsvermittler in Richtung Gehirn. Aber das Gehirn kann auch „antworten“ und schickt mit Hormonen Informationen zurück. Der Darm ist hier aber die „Quasselstrippe“ und macht mehr als 80% der Kommunikation aus. 10-20% kommen dann vom Gehirn. Manchmal auf eine Art und Weise, die wir so gar nicht wollen, wenn es dann heißt: „Das schlägt mir auf den Magen.“ Oft findet man dieses Phänomen bei Stress oder einer aufgeregten Situation. Das hin und her funktioniert aber nur, sofern wir unseren Darm pflegen und keine Infektionen dazwischenkommen.
Chronische Darminfekte spielen heute eine zentrale Rolle bei vielen generalisierten Beschwerden und Erkrankungen. Dies geht in der Regel mit Schädigungen der Darmwand einher, wie sie beim Reizdarmsyndrom (RDS), chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, der Zöliakie (Glutenunverträglichkeit), Darmkrebs und beim Leaky-Gut-Syndrom (durchlässiges Darmsyndrom) auftreten. Sie führen zu einer gestörten Barrierefunktion des Darms, die das Eindringen von Toxinen, unverdaulichen Nahrungsbestandteilen und Mikroorganismen in den systemischen Kreislauf ermöglicht. Dies kann generalisierte Entzündungen, Immunreaktionen und eine Vielzahl von Symptomen auslösen aus.
Das Mikrobiom
Ganz entscheidend für unsere Darmgesundheit ist das sogenannte Mikrobiom des Darms. Es umfasst alle Mikroorganismen (Mikrobiota) nebst ihren Stoffwechselprodukten. Die genaue Zusammensetzung ist hoch individuell (jeder Mensch hat seine eigene Mikrobiota-Signatur) und spiegelt unsere bisherigen Lebensgewohnheiten wider. Unser Gesundheitszustand (Infektionen, entzündliche Prozesse – auch die, die nicht den Magen-Darm-Trakt betreffen), Umweltfaktoren, Stress, Ernährung (viel Zucker, wenig Ballaststoffe), Therapeutika (Medikamente, Antibiotika), Lebensmittelzusatzstoffe sowie das Ausmaß körperlicher Aktivität und andere, können unsere Darmgesundheit negativ beeinflussen.
Stress, besonders in chronischer Form, der oft auch gar nicht so bewusst wahrgenommen wird, ist ein maßgeblicher Einflussfaktor auf das Gleichgewicht im Darm, was sich häufig in entzündlichen Prozessen, Erkrankungen, insbesondere Infekte, wie auch psychischen Erkrankungen äußert. Und auch bisher nicht diagnostizierte Nahrungsmittelunverträglichkeiten gegenüber Laktose, Gluten, Fructose, oder Histamin gehören dazu.
Ein „Durcheinander“, eine Dysbiose, also eine Störung der Darmmikrobiota ist gekennzeichnet durch eine Abnahme der Vielfalt der Mikroorganismen, ein Verlust von positiven und die Zunahme von schädlichen Mikroorganismen. Zahlreiche immunvermittelte, stoffwechselbedingte (metabolische), neurodegenerative und psychiatrische Erkrankungen werden durch diese Mikroorganismen und ihre Stoffwechselprodukte teilweise oder vollständig beeinflusst. Auch Krebs steht mittlerweile auf dieser Liste.
Symptome und Erkrankungen die auf eine Störungen des Darm hindeuten können
Zusätzlich zu den bereits genannten Symptomen und Erkrankungen welche mit einer Störung des Darmmikrobioms assoziiert sind, gehören unter anderem noch
- Typ-1-Diabetes
- Rheumatoide Arthritis
- Allergisches Asthma
- Autoimmerkrankungen der Leber
- Neurodermitis
- Andere Allergien
- Übergewicht / Fettleibigkeit
- Typ-2-Diabetes
- Bluthochdruck
- Athrosklerose
- Darmkrebs
- Alzheimer-Krankheit
- Depression
- Parkinson-Krankheit
Auch Schlafstörungen und chronische Erschöpfung stehen mit einer gestörten Darmflora in Verbindung und bedingen sich gegenseitig. Funktionelle Darmbeschwerden wie Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung, Blähungen, sowie Sodbrennen und eine Dünndarmfehlbesiedelung (SIBO) runden das Bild ab.
Darm Diagnostik
Um den Beschwerden auf den Grund zu gehen ist eine sorgfältige Diagnostik unabdingbar. Hier sind besonders die Details wichtig, die sich meist aus einem ausführlichen Anamnesegespräch ergeben. Die ggf. daran angelehnte Labordiagnostik kann heute sehr speziell ausfallen. Zum einen im Rahmen der differenzierten Stuhldiagnostik und zum anderen bei der Blutanalyse, die mit dem klassischen Blutbild nicht ansatzweise mehr vergleichbar ist. Informationen und Tipps finden Sie in Bereich Blutentnahme.