Mitochondrientherapie
Mitochondrien sind kleine Bausteine oder Mini-Organe, sogenannte Organellen, im inneren unserer Zellen. Sie sind von unschätzbarem Wert für die Zelle, produzieren sie doch die gesamte Energie in Form von ATP. Das ist die Energiewährung im menschlichen Körper und für unsere Zellen, deren Funktion und den reibungslosen Ablauf, lebensnotwendig. Mitochondrien können aus Kohlenhydraten, Eiweißen und Fetten Energie (ATP) für die Zelle und deren Aufgaben herstellen und sind dabei auf unzählige Enzyme und Helfer angewiesen. In den Mitochondrien sind sogenannte Co-Faktoren am Werke. Dazu gehören Enzyme, Vitamine, Vitaminoide, Spurenelemente wie Selen und Zink und andere und sie sind für die reibungslosen Abläufe essentiell. Heute geht man davon aus, dass Mitochondrien vermutlich aus Bakterien entstanden sind, was die hohe Empfindlichkeit gegenüber Antibiotika erklären kann.
Die Mitochondrientherapie ist ein den meisten Menschen vermutlich relativ unbekanntes medizinischen Behandlungsverfahren, welches das Ziel hat, die Mitochondrienfunktion wieder herzustellen, zu verbessern und im Idealfall zu einer optimalen Funktion beizutragen. Zahlreiche Erkrankungen stehen mit geschädigten Mitochondrien direkt in Verbindung. Vor allem chronische Beschwerden und Infekte sind oft auf mitochondriale Dysfunktionen zurückzuführen, wenn auch nicht immer.
Mitochondrien sind sehr empfindlich gegenüber schädlichen Einflüssen wie Infektionen, Stress, Umweltgiften, Schlafmangel, Ernährung, Nahrungsmittelzusätzen, Metallen, Weichmachern, Industriegiften, Bewegungsmangel, Dysbalance der Darmschleimhaut, Medikamenten und vielen anderen mehr. Entsprechend der zentralen Bedeutung der Mitochondrien für den Stoffwechsel kann im Prinzip jedes Gewebe und jedes Organ in jedem Alter betroffen sein. Entsprechend sind die therapeutischen Ansätze sehr vielfältig. Die Besonderheit besteht darin das ggf. betroffene Organ oder Gewebe und die Mitochondrien im Blick zu haben und sich weder auf das eine noch das andere zu beschränken.
Die Forschung zu Mitochondrien und orthomolekularer Medizin steckt tatsächlich noch in den Grundlagen und es bedarf noch mehr hochwertiger Studien. Die „blinde“ Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, ohne in der Diagnostik jemals den Bedarf ermittelt zu haben, gehört nicht zu einem seriösen Therapieansatz. Das ist dann eher Abenteuermedizin. Wurde allerdings ein z.B. erniedrigter Coenzym-Q10-Spiegel diagnostiziert, ergibt sich selbstverständlich die Indikation, diesen auszugleichen. Heute gibt es einige spezielle Marker die den Verdacht auf mitochondriale Dysfunktionen erhärten können. Werden diese korrekt bestimmt und Defizite erkannt, können diese ggf. mit bestimmten Nährstoffen auch gezielt ausgeglichen werden. Insgesamt ist in Sachen Mitochondrien das sogenannte „Fingerspitzengefühl“ gefragt. Nährstoffe und ihre funktionellen Bedeutungen gelten in den meisten Medizinischen Fachgesellschaften bisher nicht als besonders wichtig, daher sind sie in den Leitlinien auch nicht vorhanden und das Wissen darum ist nicht weit verbreitet. Die Konsequenz daraus ist, dass Diagnostik und Therapie auch von Krankenkassen nicht getragen werden (von privaten Kassen mal abgesehen).
Mitochondrien und ihre Besonderheiten
Mitochondriale Erkrankungen werden in primäre (angeborene) und sekundäre (erworbene) unterteilt. Die sog. Primären Mitochondriopathien gehören in ihrer Gesamtheit zu den häufigsten erblichen Erkrankungen und werden dennoch meist nicht diagnostiziert. Auch im laufe des Lebens erworbene, sekundäre Erkrankungen der Mitochondrien werden meist nicht als diese gesehen. Daher ist der wichtigste Schritt, differentialdiagnostisch überhaupt eine mitochondriale Erkrankung in Erwägung zu ziehen. Eine Labordiagnostik um der Sache auf den Grund zu gehen ist komplex aber unabdingbar.
Eine sekundäre Erkrankung der Mitochondrien führt, über kurz oder lang, immer zu einer chronischen Erkrankung, mit entsprechenden Symptomen.
Unsere Körperzellen haben je nach Bedarf ganz unterschiedliche Mengen an Mitochondrien. Oft werden in den sozialen Medien Aussagen getroffen, wie viele Mitochondrien es pro Zelle gibt und wenn man dieses oder jenes einnimmt, dann verdoppelt sich die Anzahl etc. Das ist so schlichtweg einfach falsch.
Zum einen haben einige Zellen gar keine Mitochondrien, wie z.B. unsere roten Blutkörperchen (Erythrozyten), die Blutplättchen (Thrombozyten) haben nur ca. 2-8 pro Zelle und Herzmuskelzellen haben dafür 5000-8000. Bei Eizellen geht man von einer extrem hohen Anzahl aus (vermutlich > 100.000). Darüber hinaus sind Mitochondrien dynamische Organellen und können fusionieren oder sich teilen, je nach Bedarf. In Phasen metabolischen Stresses neigen Mitochondrien z.B. zur Fusion. Mitochondrien können aber nicht nur Energie produzieren, sondern auch Wärme und sie sind die Kontrollstelle zur Einleitung der Apoptose (des programmierten Zelltods). Wärme produzieren Mitochondrien vor allem, wenn sie von der Energieproduktion entkoppelt sind, wie das im braunen Fettgewebe der Fall ist, in denen sie reichlich zu finden sind. Dies schützt übrigens auch Neugeborene vor Kälte, die besonders viel braunes Fettgewebe an sich haben. Je kälter die Region ist, in der wir leben, desto mehr von dem braunen Fettgewebe bleibt uns erhalten. Es gibt viele Funktionen dieser kleinen Wunderwerke und viel ist noch zu erforschen. Die klassische Medizin wird nicht darum herumkommen, in Diagnostik und Therapie, verschiedene Aspekte erworbener mitochondrialer Störungen zu berücksichtigen.
Diagnostik mitochondrialer Störungen
Wie so oft fängt auch hier die Diagnostik im Rahmen eines detaillierten Anamnesegesprächs ggf. gefolgt von einer entsprechenden Untersuchung an. Erst dann folgt die zum Teil hoch spezielle Labordiagnostik von Blut, ggf. Urin und oder dem Stuhl. Da nicht alle Labore solche Untersuchungen durchführen ist es wichtig hier ein Partnerlabor zu haben, welches sich auch auf mitchondriale Analysen spezialisiert hat.
Eine mitochondriale Therapie liegt nicht darin begründet eine Handvoll Nährstoffe zusätzlich einzunehmen sondern ist immer ein aufeinander aufbauendes Konzept was aus mindestens den folgenden Faktoren besteht:
- Anpassung der Ernährung
- Vermeidung und Bewältigung von Stress
- Regelmäßige körperliche Aktivität
- Erholsamer und regelmäßiger Schlaf
- Vermeidung von schädlichen Substanzen
- Nährstofftherapie (Mikronährstoffe)